Dienstag, 24. Oktober 2023, 18:30 Uhr online-Vortrag

Eomys quercyi, ein gleitfliegendes Nagetier, mitsamt überliefertem Haarkleid aus der Fossillagerstätte Enspel im Westerwald. (© GDKE-RLP, Abt. Erdgeschichte)

Dr. Michael Wuttke, Frankfurt

Der Enspel-See, ein fossiler vulkanischer Kratersee, ist Teil des känozoischen Vulkanfeldes des Hohen Westerwaldes.

Dieser Fundort repräsentiert einen tiefen, limnologisch geschlossenen See aus dem späten Oligozän (24.79  ± 0,05 Mio Jahre). Es entstand ein geschlossenes Seebecken mit einer ursprünglichen Tiefe von 240 m und einem Durchmesser von 1,7 x 1, 3 km, das bis zu 200 - 220.00 Jahre lang exisitierte.Danach wurde die Sedimentation durch einen gewaltigen basaltischen Zufluss in den See gestoppt, der den See vollständig auffüllte. Die sedimentäre Füllung des Kratersees, die hauptsächlich aus abgerutschten und eingespühltem Kraterwallmaterial und zu einem geringen Teil aus "Ölschiefern" besteht, enthält eine sehr vielfältige Flora und Fauna. Diese ist außergewöhnlich gut erhalten, was durch primäre organische Moleküle (z.B. Chitin) ermöglicht wurde. Die Erhaltung der Primärfarben von Insekten, der Mageninhalt z.B. von Fröschen und Vögeln sowie die rekonstruierbaren Färben von Federn und Haaren ist belegt.

 

Das späte Oligozän war durch ausgeprägte klimatische Veränderungen gekennzeichnet, die von großen Vegetationsveränderungen begleitet wurden. Die mittlere Jahrestemperatur dieser terrestrischen Umgebung wurde auf etwa 15-17 °C geschätzt, der wärmste Monat auf etwa 25 °C, der kälteste auf etwa 5-7 °C, und der mittlere Jahresniederschlag lag zwischen 900 und 1355 mm/Jahr. Verglichen mit der "Weltkarte der Köppen-Geiger-Klimaklassifikation" war die Temperatur im Westerwald damals ähnlich hoch wie im heutigen Mittelmeerraum, aber die Luftfeuchtigkeit war deutlich höher.